"Eins muss ich vorweg nehmen, wir haben uns im Klinikum Rechts der Isar sehr gut aufgehoben gefühlt. Die Hebammen, Schwestern und Ärzte, die sich von Donnerstag bis Samstag um uns kümmerten, waren absolut einfühlsam, verständnissvoll und mit der Situation vertraut. "

Nachdem wir im KH und im Kreissaal angekommen waren, wurden wir sehr gut betreut. Nachdem nochmal ein Ultraschall gemacht worden war (das KH muss sich absichern), erklärte uns die Ärztin ganz ruhig und sachlich, was auf uns bzw. mich zukommt.
Sie sagte uns auch, dass mein Mann bei mir im KH bleiben durfte, bis ich entlassen werde.
Thomas verließ dann nochmal das KH, um zu seinem Hausarzt zu fahren, wegen einer Krankmeldung. In der Zeit wurde ich auf Station gebracht - in ein Einzelzimmer.
Ich bekam auch ein 2.Bett für meinen Mann Thomas.

Gegen 19:30 wurde mir das Medikament verabreicht, dass die Wehen einleiten soll.
Die Ärztin hatte uns vorher erklärt, das man nie genau sagen kann, wie lange es dauert, bis die Geburt beginnt.

Ab 20:00 war Thomas dann endlich auch wieder bei mir. Nachdem wir uns noch lange unterhalten haben, sind wir gegen 23:00 Uhr eingeschlafen - die Nacht war aber sehr kurz.
Gegen 02:30 habe ich mir das erste Mal Schmerzmittel geben lassen - die Schmerzen waren nicht mehr zu ertragen. Zu Beginn der Einleitung hatte mir die Ärztin gesagt, dass ich soviel Schmerzmittel bekommen konne, wie ich brauche. Ich versuchte es lange ohne. Aber irgendwann war es dann zu viel.
Die Wehen wurden gegen 05:00 immer schlimmer - ich bat deswegen die Nachtschwester, der Ärztin mitzuteilen, dass ich eine PDA möchte.

Thomas stand mir die ganze Zeit bei.

Gegen 05:30 wurde ich in den Kreissaal gebracht, in Begleitung meines Mannes.

Da der Narkoseärzt noch in einer OP war, mußte ich noch auf die PDA warten. Meine Wehen wurden immer schlimmer - ich war so froh, dass Thomas dabei war.
Dass ich seine Hand halten konnte. Alleine hätte ich das nicht bewältigt.

Die einzigsten Minuten, die ich alleine überstanden habe, ohne meinen Mann - war der Moment, als mir um 06:30 die PDA gelegt wurde.
Ich wußte nicht, was mich erwartet, deswegen wollte ich ihm das nicht zumuten.

Eigentlich hätte ich die PDA gar nicht mehr gebraucht, denn um 06:56 kam unser Felix bereits auf die Welt.

Dieser Moment war trotz der Umstände unbeschreiblich.
Unsere Hebamme legte Felix auf meine Brust und ließ uns alleine.
Da ich nicht sehr blutete, mußte ich nicht sofort zur AS.
Wir hatten alle Zeit, uns von unserem Sohn zu verabschieben.
Er sah so wunderschön aus, so perfekt. Sah aus, als würde er schlafen.
Wir beide haben die ganze Zeit nur geweint. Wollten uns gar nicht von unserem Sohn trennen.


Wie lange die Hebamme uns Zeit ließ, kann ich nicht mehr sagen.
Irgendwann kam Sie und sagte, dass ich zur AS in den OP müsse. 

Thomas blieb bei Felix.
Er war dabei, als er gewaschen, gemessen und gewogen wurde.


Die Hebamme machte noch wunderschöne Bilder von unserem Sohn
- eine Erinnerung fürs Leben.

Den Rest des Tages verbrachten wir in unserem Zimmer, glücklich über unseren Sohn und in tiefer Trauer wegen seinem kurzen Leben.

Felix, Du hast uns zu stolzen Eltern gemacht.
Du bleibst immer ein Teil unserer Familie.
Danke, dass wir Dich haben durften, wenn auch nur für kurze Zeit.

*Ich danke dir, dass ich mit dir schwanger sein durfte.
*Ich danke dir für 175 gemeinsame Tage, die mir niemand nehmen kann.
*Ich danke dir für die Vorfreude die wir auf dich hatten.
*Ich danke dir für die Pläne die wir durch dich und mit dir hatten.
*Ich danke dir für jede Bewegung die ich spüren durfte.
*Ich danke dir, dass du in mir eine bedingungslose Liebe geweckt hast.
*Ich danke dir, dass ich deinen kleinen Körper bestaunen und berühren durfte.
*Ich danke dir, dass ich daran glauben darf, dass du nun unser kleiner Schutzengel bist.
*Ich danke dir für jede wundervolle Erinnerung an dich.


 Jetzt ist alles vorbei.Kein Kind mehr in mir.
Die Angst und die Unsicherheit der letzten Tage sind gewichen.
Nur der Schmerz bleibt:der körperliche Schmerz im Bauch;die Lücke;
die du einst ausgefüllt hast und der Seelenschmerz.
Mein Kopf will erklären;meine Seele weint.
Du bist tot. Immer wieder fließen Tränen.
Auch wenn mein Körper schon bald den alten Zustand wiedererlangt,
ist meine Seele noch bei der Zeit,als du noch da warst.
Meine Seele ist noch nicht im Jetzt angekommen,hat noch ein Kind
und wird dich immer als Kind haben,
auch wenn du dann vielleicht im Zimmer der Erinnerungen wohnst.
Das Leben geht weiter;die Zeit läuft unaufhörlich
doch in meiner Seele steht sie still.

"Geburt ohne Kind" Zeitschrift Lydia 04/2004 aus dem Buch von Sabine Herold


Counter

Nach oben